A A A

Therapie

Wie wir lese-rechtschreibschwachen Kindern und Jugendlichen helfen

Ausgangspunkt unseres Therapiekonzeptes ist die Einsicht, dass lese-rechtschreibschwache Kinder nicht im Laufe des normalen Unterrichts und des permanenten Umgangs mit Schriftlichem automatisch lernen, wie ein gehörtes Wort geschrieben aussieht. Deshalb werden allein durch die Zeit anfängliche Schwierigkeiten auch nicht geringer – eher im Gegenteil. Das bloß vermehrte Lesen- und Schreiben-Üben hilft dem Legastheniker nicht weiter, weil er nur mehr von dem tut, mit dem er nichts anfangen kann.

Der momentane Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis erlaubt keine eindeutigen Aussagen über Ursachen und Faktoren der Legasthenie. Übereinstimmung herrscht lediglich darin, dass Legasthenie eine multifaktoriell bedingte Störung im Prozess des Lesen- und Rechtschreibenlernens ist. Dabei werden die Faktoren der Umwelt (Familie, Schule) ebenso genannt wie mögliche genetische und psychische Faktoren. Eine Diagnose, die auch Förderdiagnose sein will, muss sich an den Kriterien der internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD 10) orientieren. Im Schulerlass für Kinder mit besonderen Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten (siehe Bereich „Erlasse“) können Sie die schulischen Maßnahmen finden.

Nach unseren bisherigen Erfahrungen kann unter vielen familiären und sonstigen äußeren Bedingungen der Fall auftreten, dass ein Kind von einer spezifischen Lese-Rechtschreibschwäche betroffen ist. Die Erscheinungsbilder der Legasthenie/LRS, also das Fehlerprofil nach Fehlerart und -Ausprägung, sind sehr vielfältig, so dass ein Therapiekonzept der jeweils spezifischen individuellen Schwierigkeit gerecht werden muss.

Unsere therapeutische Arbeit basiert auf einer differenzierten Diagnostik, in der wir nicht nur genau feststellen, welcher Art die Defizite sind, sondern uns auch im Gespräch mit den Eltern und Lehrern ein Bild davon machen, wie das Kind oder der Jugendliche seine Leistungsschwäche subjektiv verarbeitet. Für jedes Kind wird dann nach inhaltlichen, lerntherapeutischen und psychologischen Gesichtspunkten ein individueller Therapieablauf geplant.

Das LautAnalytische RechtschreibSystem (LARS) ® bildet den Kern dieses Behandlungsprogramms. Die Arbeit mit diesem Programm erlaubt es, die individuellen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben systematisch in kleinsten Lernschritten anzugehen und genau dort anzusetzen, wo das jeweilige Kind seine Lücken und Unsicherheiten hat. Auf diese Weise wird durch ein spezielles Training der einzelnen Laut-Buchstabendifferenzierungen und der Rechtschreibregeln auch die automatische Umsetzung des Gelernten erreicht, die für flüssiges Lesen und Schreiben unerlässlich ist.

Bei der Herstellung einer solchen „reaktiven“ Umsetzung des Gehörten in Geschriebenes ist die Auswahl und Abfolge der Übungsmaterialien von ausschlaggebender Bedeutung.

Wir möchten Ihnen deshalb an einem Beispiel aus „LARS“ deutlich machen, wie ein geeignetes Übungsmaterial zusammengestellt und gestaltet sein sollte.

Da der erste Teil unseres Programms unter dem Lernmotto steht:
„Schreibe alles, was du hörst! Jeder Laut hat seinen Buchstaben!
Lies alles, was du siehst! Jeder Buchstabe will gesprochen sein!“

besteht das Wortmaterial nur aus lauttreuen Wörtern. Wir wollen Ihnen ein Beispiel vom Ende dieses ersten Teils geben. Hier soll der Schüler befähigt werden, die Klanggestalten auch schwieriger Wörter in ihre Einzellaute aufzulösen. Seine Aufmerksamkeit ist auf dieser Stufe gezielt darauf zu richten, dass er bei Mitlauthäufungen auch denjenigen Mitlaut schreibt, der zum nachfolgenden Selbstlaut „nur“ überleitet. Bei „Knochen“, „kleben“ oder „Krake“ z.B. ist seine Wahrnehmung ganz durch den dominanten „K“-Laut und die Selbstlaute „o“, „e“ oder „a“ beansprucht, so dass er die Übergangsmitlaute „n“, „l“ oder „r“ „überhört“. Ziel dieses Trainings ist es, die Wahrnehmungsfähigkeit zu sensibilisieren. Eine Übung zu diesem Problemfeld sehen Sie abgebildet.

Der Schüler hat in dieser Übung die Sicherheit, dass er nur solche Wörter präsentiert bekommt, die alle mit „K“ beginnen. In einem ersten Durchgang kann er sich folglich ganz auf denjenigen Laut konzentrieren, den er unmittelbar nach dem „K“ hört. Nun soll er ihn in die Lücke eintragen. Anschließend kann er dann mit einer Folie seine Vorlage selbst überprüfen.

Das zweite Beispiel stammt aus einem Bereich der regelhaften Schreibweisen, der Mitlautdopplung. Hier ist das Wortmaterial nicht mehr lauttreu. Lernschritte, wie sie das erste Beispiel zeigen, werden hier bereits vorausgesetzt. Der Schüler hat auch schon gelernt, zwischen langen und kurzen Selbstlauten zu unterscheiden.

In der nachfolgenden Übung geht es um das Training der Regel, dass nach einem kurzen Selbstlaut nur dann zwei gleiche Mitlaute stehen, wenn nicht schon zwei verschiedene Mitlaute folgen. Indem der Schüler aus den vorgegebenen Wörtern solche mit Mitlautdopplung bildet, wird die angegebene Regel anschaulich vermittelt und gleichzeitig die sprachliche Vorstellung kurzvokaliger Wörter verfestigt.

zurück